Die folgenden Ausführungen sind nicht leicht zu verstehen. Ich versuche, das Innenleben der Parteien zu sezieren. Wenn Sie nur leicht verdauliche Kost möchten, wählen Sie besser einen anderen Abschnitt.
Ich versuche, die
Positionen von allen Politikern zu verstehen. Wenn ich zum Beispiel Aussagen
von Putin-Verstehern höre, frage ich mich, mit welcher Ideologie man
Verständnis für einen Autokraten haben kann, der ein anderes Land überfällt.
Oder wie kommt man dazu,
keinen Unterschied zwischen bürgerlichen Parteien und rechtsaussen Parteien zu
sehen?
Mit den bekannten Ideologien kann man vieles nur erklären, wenn man berücksichtigt, dass alle Ideologien aus zwei Komponenten bestehen.
Parteiprogramme haben zwei Komponenten, eine konstruktive und eine, mit der sie sich von konkurrierenden Parteien abgrenzen. Jede politische Partei wirbt mit der ihr spezifischen Ideologie, aber gleichzeitig meist auch mit Parolen, mit denen sie die gegnerischen Parteien bekämpft.
- Rechtsaussen Parteien mobilisieren ihre Anhänger mit Nationalismus, aber auch mit Antilinks-Ideologien. Sie leben davon, dass linke Ideologien für viele abstossend sind. Sie profitieren davon, dass die meisten Menschen mit Wokeness nichts anfangen können und nicht in einem Ameisenstaat leben wollen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Antilinks-Ideologie Antikommunismus genannt. In der BRD führte der Antikommunismus 1956 zum Verbot der KPD. Die Argumente für und gegen ein Verbot der KPD erinnern an die heutigen Diskussionen um ein Verbot der AFD. In den USA führte der Antikommunismus zu zahlreichen Verhaftungen. Aus heutiger Sicht griff eine Antikommunismus-Hysterie um sich.
- Linksaussen Parteien mobilisieren ihre Anhänger mit Emotionen gegen Ungerechtigkeit und mit Klassenkampfparolen, aber auch mit einer Antirechts-Ideologie. Die Antirechts-Ideologie weist darauf hin, wie gefährlich Rechtsaussen-Parteien sind, die zum Faschismus neigen und Nazi-Gedankengut pflegen. Die Anhänger der Antirechts-Ideologie neigen dazu, alle Gruppierungen, die sich rechts von ihnen positionieren, als staatsgefährdend einzustufen.
Wenn «Anti-Einstellungen»
zu einer Ideologie werden, wird alles mit Scheuklappen betrachtet und der Blick wird getrübt.
Wenn Rechtsradikale die Ansichten
der westlichen Wertegemeinschaft kritisieren, dann oft deshalb, weil sie
darin zu viel Sozialismus sehen. Man kann die Ansicht vertreten, dass die
westlichen Werte viel kollektivistisches Gedankengut enthalten. Eine Komponente
der Rechtsaussen-Ideologie ist die Antilinks-Ideologie, deshalb können
Rechtsradikale die westlichen Werte nicht akzeptieren, denn sie finden darin
kollektivistisches Gedankengut.
Wird die Weltanschauung der westlichen Wertegemeinschaft auch durch zwei
Elemente gekennzeichnet? Ja, das konstruktive Element ist der Einsatz für
Freiheit und Wohlstand für alle und die Antikomponente ist der Kampf gegen
Menschenrechtsverletzungen in autokratischen Regimen.
Warum sympathisieren rechtskonservative Kreise in den USA und in Europa mit Putins Gedankengut? Sie wehren sich gegen Kreise, für die Demokratie ein hohes Gut ist, die sich in der Mitte positionieren und ohne radikale Ideologien auskommen möchten.
Für rechtskonservative Kreise im Westen und in Russland hat der christliche Glaube eine wichtige Funktion. Liberale, die alle Ideologien verabscheuen, werden als Gefahr angesehen.
Anti-Bewegungen gibt es
nicht nur gegen Ideologien, sondern auch gegen Religionen. Die Bewegung gegen
den Islam nennen wir Islamophobie.
Die monotheistischen Religionen ihrerseits bestehen auch aus zwei Elementen. Die konstruktive Komponente besagt, dass alle Gläubigen in den Himmel kommen, und die Anti-Komponente besagt, dass allen Ungläubigen und Andersgläubigen großes Unheil widerfahren wird.
Ich gehe davon aus, dass
wir alle der Meinung sind, dass man Auffassungen, Ideologien und Religionen
entschieden ablehnen kann, dass wir aber den Menschen, die diese Ansichten
vertreten, mit Respekt begegnen müssen.